Um reaktionsfähige Lieferketten zu entwickeln und zukünftige Herausforderungen zu meistern hilft es, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Für viele leistungsstarke Unternehmen lag der Schlüssel im Jahr 2020 in einer effizienten Omni-Channel-Strategie mit einer Lieferkette, die in der Lage war, diese Strategie umzusetzen. Auch 2021 werden Fortschritte im E-Commerce und im Omni-Channel-Bereich essenzielle Themen bleiben und damit bei jedem Trend eine direkte oder indirekte Rolle spielen. Basierend darauf und auf dem Feedback unserer Kunden stellen wir Ihnen hier unsere Top 5 Supply-Chain-Trends für das Jahr 2021 vor:
1. Nachhaltige Lieferketten
Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, deshalb ist Nachhaltigkeit im Rahmen unseres Net Zero Carbon Programms bereits seit einiger Zeit fester Bestandteil von Kühne+Nagel.
Verbraucher sind sich heutzutage zunehmend der sozialen und ökologischen Auswirkungen ihres Verhaltens bewusst. Sie verlangen von Unternehmen, mit denen sie in Verbindung stehen ein ebenso großes Interesse daran, positive Veränderungen voranzutreiben.
Das Aufkommen des E-Commerce beispielsweise hat die Nachfrage nach Verpackungen erhöht. Verbraucher diskutieren deshalb zunehmend darüber, inwiefern die Verpackung einer Lieferung umweltfreundlicher gestaltet sein kann. Diese Debatte wird die weiteren Entwicklungen von Lieferketten auch zukünftig stark beeinflussen.
Technologische Fortschritte bei der Analyse von Umweltauswirkungen tragen ebenfalls dazu bei, dass Nachhaltigkeitsprogramme eingeführt werden. Früher wurden die Daten, die zur Messung von Kennzahlen wie Kohlenstoffemissionen, Wasserverbrauch und Abfallaufkommen verwendet wurden, als nicht zuverlässig genug angesehen, um echte Veränderungen zu implementieren. Die Verbesserung der Technologie hat im Laufe der Zeit zu umsetzbaren Erkenntnissen, fortschrittlichen Visualisierungen und Berichten geführt.
Unternehmen, die Nachhaltigkeits-Programme umsetzen können Effizienzgewinne erzielen, Risiken reduzieren und ihre Marken stärken.
2. Beschleunigte digitale Transformation
Schon seit einigen Jahren digitalisieren Unternehmen ihre Lieferketten. Im Jahr 2021 wird sich der SCM Trend „Digitalisierung“ beschleunigen. Wir erwarten, dass immer mehr Unternehmen digitaler Transformation Priorität einräumen werden.
Fortschrittliche Unternehmen werden sich auf kreative Lösungen konzentrieren. In diesem Zuge hat z. B. Amazon vor Kurzem das Tool "Dash - Smart Shelf" vorgestellt. Als automatische Nachschubwaage ermöglicht dieses Tool Verbrauchern, ihren Bestand an bestimmten Haushaltsprodukten in Echtzeit zu messen und eine Nachbestellung auszulösen.
Disruption erzeugt Innovation, die sich fast immer zuerst auf der Verbraucherebene bemerkbar macht, bevor sie in das Bewusstsein der Unternehmen gelangt. Welche neuen Wege der Digitalisierung kommen also in Anbetracht des letzten Jahres auf uns zu? Werden Lieferketten womöglich ein fortschrittliches Modell der automatischen Nachbestellung einführen?
3. Reaktionsfähige Lieferkettenstrategien
Im Zuge der Pandemie 2020 und der damit einhergehenden Unsicherheit befanden sich ganze Volkswirtschaften, Länder und Lieferketten im Lockdown, während die E-Commerce-Nachfrage florierte. Dies geschah zu mehreren Zeitpunkten sowie in unterschiedlichem Ausmaß. Konfrontiert mit diesen Schließungen handelten Unternehmen auf zweierlei Weisen:
a) Verlangsamung der Lieferkette: Bestände auf kreative Art und Weise halten, die Produktion verlangsamen, sich auf die Lagerkapazitäten ihrer 3PL-Partner verlassen, etc.
b) Beschleunigung der Lieferkette: Produkte und Bestände zu den Geschäften und Kunden bringen, bevor die drohende Schließung eintrat oder sobald die Schließung aufgehoben wurde.
Unternehmen, die bei der Bewältigung der Volatilität in der Lieferkette erfolgreicher waren, hatten klare sowie definierte Hebel und erprobte Strategien. Eine reaktionsfähige Lieferkettenmethodik wird sich auch in 2021 bei Spediteuren als besonders beliebt erweisen.
4. Beschaffungsstrategien neu überdenken
Die potenzielle Margenverbesserung einer globalen Beschaffungsstrategie gegenüber einer nationalen hat internationale Lieferketten schon immer angetrieben. Der Prozess zum Aufbau der erforderlichen Infrastruktur kann jedoch kostspielig sein, erfordert Voraussicht und eine intensive Planung.
Eine Diversifizierung der Beschaffungsstandorte fand bereits vor der Pandemie statt - ausgelöst unter anderem durch staatliche Zölle. Dies hat die Unternehmen dazu gebracht, ihre Beschaffungsstrategien zu reflektieren in der Hoffnung, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Nachdem die ersten Sperrungen im Zuge der Pandemie aufgehoben wurden, stürzten sich die Lieferketten auf die wachsende, aber unbefriedigte Nachfrage. Der Platz wurde knapp und die Häfen überfüllt. Die größten Folgen hatte jedoch der Mangel an Containerausrüstung. Insbesondere in Asien verschärfte sich die Situation, je weiter das Jahr 2020 voranschritt. Diese Situation besteht weiterhin.
Eine Überprüfung der Beschaffungsstrategien wird nicht nur durch knappe Ausrüstung angetrieben, sondern auch durch die steigenden Frachtraten verstärkt. Die Containerraten sind aktuell auf einem noch nie dagewesenen hohen Niveau. Aufgrund dessen werden Unternehmen ihre internationalen Beschaffungsstandorte überdenken und nach Möglichkeit im Jahr 2021 diversifizieren.
5. Fokus auf strategische Partnerschaften
Obwohl das Jahr 2020 für Spediteure und 3PLs gleichermaßen hart war, zeichnete sich ein Paradigmenwechsel ab, der mehr strategische "Win-Win"-Szenarien ermöglichte. Preise rückten gegenüber dem Service als überzeugendster Aspekt eines 3PL-Angebots in den Hintergrund. Dadurch entstand eine symbiotische Beziehung zwischen Spediteuren und 3PLs, um der Nachfrage der Endkunden gerecht zu werden. Spediteure, die diesen partnerschaftlichen Stil mit ihren 3PLs anwandten, waren in der Lage, die Volatilität des Jahres 2020 auch unter erhöhtem externen Druck und verringerten internen Ressourcen zu bewältigen.
3PLs werden diese Gelegenheit nutzen, um sich mehr denn je zu fordern. Denken wir optimistisch, kann das Jahr 2021 im Zeichen des Wandels stehen und Kosten von Service, Wert und Risikomanagement transparenter machen. Ganz generell lässt sich sagen, dass in der Ausschreibungssaison 2021 ein verstärkter Fokus auf Service und Partnerschaft erfolgreichere Lieferketten bestimmen wird.
Zusammenfassung
Im Jahr 2021 wollen Unternehmen die Herausforderungen und Learnings aus dem Jahr 2020 nutzen, um Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Lieferketten flexibler zu gestalten. Dies wird bereits durch Engpässe bei der Containerausrüstung zur Herausforderung. Alltägliche Problematiken erschweren die Entwicklung einer reaktionsfähigen Lieferkette.